Seltene Gelegenheit
Mit dabei beim Guss einer neuen Glocke
Ingeborg Schneider
03.09.2019
esz
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Einen Glockenguss für die eigene Pfarrkirche vor Ort mitzuerleben, ist nicht allzu vielen Menschen vergönnt: Die extreme Langlebigkeit von Glocken bringt es mit sich, dass bis zu einem notwendigen Neuguss an die 800 Jahre vergehen können. Diese seltene Gelegenheit hat sich einer großen Gruppe von Interessenten der Kirchengemeinde Mockstadt geboten. Sie war nach Sinn im Lahn-Dill-Kreis gereist, um in der dortigen, altehrwürdigen Glockengießerei Rincker den Neuguss des »Pfaffenglöckchens« für das Ober-Mockstädter Kirchengeläut mitzuverfolgen.
Haarriss verfälscht den Klang
Das Vorgängerglöckchen – das seinen Namen erhielt, weil es stets morgens um elf Uhr läutete, wenn der Ortspfarrer seine Besuchsdienste absolvierte – hatte nach acht Jahrhunderten einwandfreier Funktionsweise einen Haarriss bekommen. Dieser verfälschte zum einen den Klang der Glocke und hätte zum anderen früher oder später dazu geführt, dass sie endgültig kaputt gegangen wäre. »Höchste Zeit, dass unser Geläut wieder in voller Klangpracht zu hören ist«, sagte Pfarrer Manuel Eibach beim Antritt der Fahrt.
Vor Ort in Sinn begrüßte Firmeninhaber Hanns-Martin Rincker die Gruppe »in der ältesten Glockengießerei Europas, die sich heute noch in Familienbesitz befindet«. Innerhalb der Reisegruppe war man sich darüber im Klaren, mit Rincker eine mehr als 400 Jahre alte Glockengießerei ausgewählt zu haben, die auch für große deutsche Kirchen wie die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin, die Paulskirche in Frankfurt, den Lübecker, den Ratzeburger und den Wormser Dom gearbeitet hat.
Segensgebet beim Guss
Unmittelbar vor dem mit Spannung erwarteten Gießen sprach Pfarrer Manuel Eibach Worte aus Psalm 150 sowie ein Segensgebet. Mit den Worten »Wir gießen in Gottes Namen« gab Firmenchef Rincker den Gussprozess frei. Im Anschluss lobte er die –soweit bis dahin erkennbar –sehr gute Qualität des Gusses. Das neue Ober-Mockstädter Pfaffenglöckchen hat ein Gewicht von circa 170 Kilogramm, einen Durchmesser von etwa 60 Zentimetern und ist in der Tonlage fis 2 gestimmt. Es wurde in der letzten Augustwoche in die Pfarrkirche transportiert, dort zunächst ausgestellt, anschließend im Rahmen eines Festgottesdienstes geweiht und in den Turm verbracht.
Von Ingeborg Schneider
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